Donnerstag, 25. April 2024

"Zugunglück": Viele Retter halfen

Alle verfügbaren Feuerwehrkräfte des Kreisbrandmeisterbezirkes Bereich „Land 2/4“ waren am Samstag aufgerufen, an der größten Katastrophenschutzübung der letzten Jahre teilzunehmen. Hinter der Bezeichnung „Land 2/4“ verbirgt sich eine der größten Feuerwehrverbände im Landkreis, immerhin 17 Freiwillige Feuerwehren aus dem gesamten Städtedreieck. Diese fuhren dann auch pünktlich um 10 Uhr am Volksfestplatz Burglengenfeld mit allen jeweilig verfügbaren Fahrzeugen auf. Dazu gesellten sich noch viele weitere Übungsteilnehmer des THW, des BRK, der Johanniter Unfallhilfe, der Wasserwachten und die Notärzte. Alle warteten gespannt auf ihren Einsatz.

Zug mit 70 Fahrgästen besetzt

Das Übungsszenario, das sich Kreisbrandmeister Markus Dechant und Markus Berger von der FF Burglengenfeld ausgedacht hatten, war alles andere als utopisch und könnte sich jederzeit in ähnlicher Form auch in der Realität ereignen. Als Ort des Horrorszenarios wurde die alte Bahnlinie von Teublitz nach Burglengenfeld ausgewählt: Ein Personenzug, besetzt mit70 Fahrgästen, fährt dabei in Richtung Burglengenfeld. Am Eislaufplatz überqueren plötzlich ein landwirtschaftliches Fahrzeug und ein Pkw die Bahnlinie. Diese werden vom Zug erfasst. Durch den Aufprall werden die Fahrzeuge schwer beschädigt. Der Zug macht daraufhin eine Vollbremsung und kommt schließlich 200 Meter entfernt auf der Eisenbahnbrücke über den Naab-Auen vor Burglengenfeld zum Stehen. Die Fahrzeuginsassen und zahlreiche Zugfahrgäste werden durch das Unfallgeschehen schwer verletzt. Die schwierige Aufgabe der Rettungskräfte bestand nun darin, den Rettungseinsatz möglichst effektiv und koordiniert ablaufen zu lassen und das Zusammenspiel der verschiedenen Rettungskräfte und Organisationen zu üben. Die Unfallmeldung erreichte schließlich um 10.24 Uhr die Übungsleitstelle, und die „Notfallmaschinerie“ wurde durch den Abruf der Fahrzeuge im Bereitstellungsraum in Gang gesetzt. Zunächst rückte um 10.30 Uhr die Einheit der FF Burglengenfeld an und sondierte die Lage. Als örtlich zuständige Feuerwehr übernahm Kommandant Christoph Wasser dann die Einsatzleitung. Innerhalb kürzester Zeit wurde dem Einsatzleiter am Unfallort klar, dass der Einsatz über das normale Maß hinausgehen würde, sodass er zusätzliche Einsatzkräfte anforderte. Es erfolgte ein komplexer rettungsdienstlicher Versorgungseinsatz, bei dem aufgrund der Vielzahl der Verwundeten auch eine sogenannte „Vorsichtung“ der Verletzten durch die Notärzte im Pendolino erfolgte und eingeübt wurde. Daraus ergab sich eine Priorisierung der Behandlungsdringlichkeit und der anschließenden Transportreihenfolge. Die Patienten wurden, je nach Verletzungsmuster, mit farblichen Bändern gekennzeichnet. Nach dieser ärztlichen Entscheidung richtete sich die koordinierte Verbringung der Patienten in die Krankenhäuser durch eine zwischenzeitlich errichtete Transportorganisation. Grundlage für das Vorgehen der Rettungskräfte bei Massenanfällen von Verletzten bildet die erst im Jahre 2016 verabschiedete Richtlinie des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren (kurz MANV-Konzept). Darin wurden einheitliche Standards festgelegt. 350 Personen übten insgesamt im Einsatz, 77 Statisten besetzten den Zug und die Unfallfahrzeuge. 30„Verletzte“ bedurften der ärztlichen Betreuung und 50 Rettungsfahrzeuge waren im Einsatz.

Pendolino zur Verfügung gestellt

Aus ärztlicher Sicht zog am Übungsende Dr. Wolfgang Schreiber als „Leitender Notarzt“ folgendes Resümee: „Es war eines der größten Übungsszenarien der letzten Jahre mit der Feuerwehr zusammen. Viele junge Einsatzkräfte konnten erstmals so etwas üben. Wir wurden gut bei der Patientenbetreuung unterstützt, bis wir genügend eigenes Sanitätspersonal vor Ort hatten.“ Es gebe keine einheitlichen Kochrezepte, so Schreiber, man müsse sich an die individuellen Einsatzgegebenheiten anpassen. „Wir haben das Übungsziel erreicht und sind zu einer stabilen GroKo zusammengewachsen“, scherzte er. Auch von Kreisbrandmeister Dechant gab es großes Lob. „Ich werte die Übung als Erfolg. Ich danke allen Beteiligten, vor allem der Deutschen Bahn und den vielen Sponsoren, ohne die eine Übung dieser Größe

nicht realisierbar gewesen wäre.“ 51,2 Meter lang war der Pendolino, den die Deutsche Bahn zur Verfügung stellte. Eine Interessengemeinschaft, mit Heinrich Kramer an der Spitze, organisierte die Sonderfahrt bis zum Bahnhof Burglengenfeld. Um dies zu ermöglichen, richteten sie die Strecke und die Gleisanlagen in Eigenregie in ihrer Freizeit.


Quelle: Zeitungsbericht der MZ vom 18. September 2017

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